Friedrich Nietzsche
Herbstlich sonnige Tage
Herbstlich sonnige Tage
Mir beschieden zur Lust
Euch mit leiserem Schlage
Grüßt die atmende Brust

O wie waltet die Stunde
Nun in seliger Ruh'!
Jede schmerzende Wunde
Schließet leise sich zu

Nur zu rasten, zu lieben
Still an sich selber zu baun
Fühlt sich die Seele getrieben
Und mit Liebe zu schaun

Und so schreit' ich im Talе
In den Bergen, am Bach
Jеdem segnenden Strahle
Jedem verzehrenden nach

Jedem leisen Verfärben
Lausch' ich mit stillem Bemühn
Jedem Wachsen und Sterben
Jedem Welken und Blühn

Selig lern' ich es spüren
Wie die Schöpfung entlang
Geist und Welt sich berühren
Zu harmonischem Klang
Was da webet im Ringe
Was da blüht auf der Flur
Sinnbild ewiger Dinge
Ist's dem Schauenden nur

Jede sprossende Pflanze
Die mit Düften sich füllt
Trägt im Kelche das ganze
Weltgeheimnis verhüllt

Schweigend blickt's aus der Klippe
Spricht im Wellengebraus
Doch mit heiliger Lippe
Deutet die Mus' es aus